One day in Bangkok…eine Reise durch die unbekannte Altstadt

Ich habe nur einen Tag in Bangkok, der Weltstadt mit modernsten Hochhäusern, riesigen Shoppingmalls, überwältigenden Tempelanlagen und zahlreichen Amüsiermeilen. Unser Abenteuer beginnt aber jenseits des touristischen Mainstreams mit einer Schatzsuche in den verwinkelten und unerforschten Gassen des vergessenen Altstadtviertels Nan Leong.

Mitten in Bangkok, verwunschen, versteckt, verzaubert liegt dieses verwunschene Stadtviertel.

In den nächsten 3 Stunden sehen wir keine europäischen Gesichter mehr. Außer unsere eigenen. Ein Dauerlächeln inklusive, weil wir so fasziniert sind. Das thailändische Fremdenverkehrsamt und die Willi Scharnow Stiftung haben mich zur Studienreise durch das unbekannte Thailand aufgerufen und gemeinsam mit 11 Kolleginnen beginnt das Abteuer genau hier. Achi und Ihr Kollege Phu nehmen uns am Dorftempel in Empfang und erklären uns zunächst die Hintergründe dieses alternativen Stadterlebnisses. Sie ist CEO von www.Hivsters.com und Verfechterin des Appear Projects, das u.a. von der UN unterstützt wird und dessen Ziel es ist, das kulturelle Erbe und die ursprünglichen Traditionen Thailands auch im digitalen Zeitalter durch sinnvollen und nachhaltigen Tourismus zu erhalten. Wir bekommen also die Aufgabe mit unseren smartphones festzuhalten was wir auf dieser Tour erleben und lernen. Klar, dass wir unsere Erfahrung mit dem Rest der Welt teilen und somit einen kleinen Beitrag zum Verständnis für die traditionellen und langsam verschwindenden Wurzeln des Landes leisten. Unsere alternative Stadtführung startet unser sympatischer local guide Achi am jahrhunderte alten Marktplatz.

Wir haben das  Paradies für lokale Süßspeisen und Thai Food gefunden

Hier fertigen die Grandmas alle Köstlichkeiten Thailands selbst und wir dürfen sie dabei unterstützen und probieren. Hot. Spicy. Sweet. Delicious!! Wir probieren unaussprechliche Backwaren. Exotisches Obst, kandierte Früchte, scharfe Nudeln, Kaffeespezialitäten und Schnaps, der meiner Meinung nach aus aus Drachenblut gewonnen wird. An Aunti Belles ( in Thailand sagt man liebevoll „Tantchen“ zu älteren Damen) Marktstand lernen wir dann Blumengirlanden zu basteln, die hier zum Alltag gehören und jedem Thai als Glücksbringer heilig sind. Kein Taxifahrer würde ohne eine bunte Kollektion davon am Frontspiegel losfahren. Verständlich. Und angesichts des Verkehrs in Bangkok auch dringend notwendig.

Weiter geht’s vorbei an bunten und liebevoll dekorierten Holzhäusern, deren zusehender Verfall augenscheinlich ist, zur Lakhon Alley. Hier stellt Achi uns Aunti Kanya vor und erzählt uns Ihre Lebensgeschichte

Ein Leben für den Tanz. Wie man mitten in Bangkok eine thailändische Tanzstunde bekommt


Aunti Kanya ist die letzte noch praktizierende Chantri Dance Künstlerin und mit ihren 74 Jahren eine kleine, grazile Dame. Es gibt keine Auftritte und keine Schüler mehr für Sie. Ihre Kunst ist nicht mehr gefragt im hippen Bangkok. Auf der baufälligen Holzbühne ihres Wohnhauses lernen wir von Ihr unsere Hände und Arme zu verbiegen und dabei gleichzeitig die Anmut einer Gazelle auszustrahlen. Unser Scheitern macht der alten Dame sichtlich Spaß, und so gibt sie nicht auf uns die kleine Tanzzeremonie immer wieder einzutrichtern, bis wir endlich selbst das Gefühl haben ein wenig in die Seele dieses klassischen Ausdruckstanzes eingetaucht zu sein.

100 Jahre Frauenpower , die das Herz erwärmen


Ein Stück weiter die Gasse entlang begegnen wir einer weiteren Persönlichkeit. Grandma Moo, einstige Desert Queen der Stadt, begrüßt uns mit einem herzlichen Lächeln. Ihr Hong Thai Desert Shop ist eine baufällige kleine Hinterhoffabrik mit rußigen Kupferkesseln und Holzkohleöfen. Eigentlich ein Freilichtmuseum – definitiv keine Patisserie nach unseren Vorstellungen. So verwundert es uns nicht, als Achi erzählt Grandma Moo habe ihr Business im 2. Weltkrieg gestartet und sei mit Ihren 100 Jahren noch immer die vielverehrte Matriarchin des kleinen Familienbetriebs. Das Leben und die Arbeit haben deutliche körperliche Spuren bei ihr hinterlassen, aber sie wirkt stolz und zufrieden zugleich. Sowohl Ihre Bedeutung in dieser Gemeinschaft, als auch die Endlichkeit ihres Wirkens ist für uns erkennbar. Diese Begegung aber hinterlässt bei uns nachhaltigen Eindruck und wir wissen umso mehr das Überleben dieses Viertels Bangkoks zu schätzen. Wir sehen noch viele beeindruckende Menschen und Plätze in Nan Leong. Lächelnde Gesichter, die uns einladen in ihre Häuser und Herzen. Und wir lernen kochen.

Aunti Belle macht das beste Pad Thai der Stadt.


Sie kocht. Am Straßenrand wo Autos, Mopeds und Hunde vorbei rasen. Mit Hingabe. Ein klappriger Tisch mit Elektrokocher ist Ihre Streetfood Garküche und wir erstellen unter Ihrer Anleitung tatsächlich das beste Pad Thai, das wir in dieser kommenden Woche noch probieren. Was für ein Spaß. Wir fühlen uns ein wenig wie Fernsehköche auf TV Live Reportage. Fehlt nur das Kamera Team.

Am Ende der Tour durch Achis Bangkok habe ich viel gewonnen und verloren.


Das gute Gefühl, dass ich gerade einen Beitrag dazu leiste dieses Kleinod inmitten der Megacity zu erhalten ist für mich ein ideeller, für die Bewohner des Viertels aber auch ein reeller Gewinn. Durch die unmittelbare Nähe zu den Menschen hier, ihren Sitten und Gebräuchen baue ich bereits in den ersten Stunden meiner Reise mögliche Schwellen- und Berührungsängste ab und verliere die Scheu  mich auf das Abenteuer Thailand einzulassen…

Schön, dass es Frauen wie Achi gibt, die mit ihrer Kreativität der bedrohten Identität Bangkoks ein erlebbares Gesicht geben. Íhr Credo: „Make them appear…to prevent them from disappering“.

Am Abend dann, kurz vor Sonnenuntergang, kann ich aber doch noch einen Blick auf das moderne Bangkok werfen. Von der Rooftop Bar unseres Hotels Siam@Siam hat man einen sensationellen Blick auf den endlosen Hochhaushorizont der Stadt. Die stylische Bar im 26. Stock ist mein place to be für diesen Abend und mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht genieße ich meinen Sundowner im warmen Wind der Großstadtromantik. Jetzt will ich wissen was es in Thailand noch alles zu entdecken gibt. Ich glaube, ich verliere auch gerade mein Herz an Thailand.

Mehr local Stories und was und wer mir sonst noch begegnet ist auf dieser wahnsinnigen Thailandreise, erzähle ich Euch am liebsten persönlich.

Herzlichst

Eure Anja

„Dein Urlaub beginnt mit uns!“

Wenn ich gefragt werde was ich beruflich mache antworte ich ganz oft:“ Ich bin wie der Weihnachtsmann, ich mache Menschen glücklich.“